on 16. April 2012 by Karin Wess
Zu erfahren, dass sich eine so liebe Freundin von mir beinahe das Leben genommen hätte, hat mir mehr als nur Gänsehaut beschert. Es beschwert mich. Es verletzt mich. Ich will für sie da sein. Ich will helfen. Sie auffangen. Für sie da sein, so wie sie für mich da war, in meiner bisher schwersten Zeit.
Doch ich weiß auch, dass das Schicksal mehr als nur eine schwere Prüfung für mich bereit hält. Mein Weg mit Jana hat mich auf meine weiteren Aufgaben vorbereitet, die zwar meist gänzlich anders, aber tatsächlich nicht einfacher sind. Dabei dachte ich doch, dass mein bisheriger Weg lediglich die Vorbereitung auf eben diesen Weg mit Jana war. Aber ich hatte übersehen, dass es noch zusätzliche und neue Wegweiser gibt, die mir zeigen, welche Weggabelungen – und Aufgaben – es sonst noch für mich gibt.
Mein Weg führte mich Anfang des Jahres zu einem Baby. Heute weiß ich, ihr Name war Julia. Ich habe mich am 11. März 2012 von ihr verabschiedet. Sie hatte Morbus Krabbe.
Ja, ich war schwanger und habe mich dafür entschieden, diese Schwangerschaft vorzeitig zu beenden. Ohne darauf vorbereitet zu sein, was auf mich zukommt. Ohne zu wissen, wie genau dieser Weg aussehen wird. Einzig mit dem Gedanken, richtig zu handeln. Einzig auf mein Herz zu hören und dieses kleine Seelchen frühzeitig loszulassen. Die letzten Stunden waren ebenso intensiv, wie meine letzten Stunden mit Jana. Und der Abschied ebenso schmerzhaft wie der von Jana, wenn auch nicht so langanhaltend. Doch der Schmerz war der selbe. An der selben Stelle. Ebenso tief. Genauso intensiv.
Tage voll mit körperlichem und seelischem Schmerz, die in diesem Augenblick kaum Platz für unser einzigartiges Energiebündel Natalie ließen. Dabei beschert sie mir so unglaubliche Glücksmomente. Augenblicke, in denen mir Tränen in den Augen stehen vor Glück und Stolz. Momente, die mich dermaßen mit Freude erfüllen, dass mein Herz kurz vorm Zerreißen ist und ich wieder diese tiefe, unendliche Liebe spüre. Eine Liebe, die nur eine Mama empfinden kann. Eine Liebe die weiß, was Verlust heißt. Und eine Liebe, die all die Schicksalstage übersteht, die das Leben noch bereit hält.